Ostdeutsche Schäferhunde, ostblütige Deutsche Schäferhunde, DDR- Linien- Was ist das?
Die Vielseitigkeit des Deutschen Schäferhundes wurde ihm in den beiden Weltkriegen zum
Verhängnis. Bereits im Ersten Weltkrieg waren 30.000 Schäferhunde an der deutschen Front im Einsatz, von denen viele Tausend Opfer des Krieges wurden. Im zweiten Weltkrieg waren weltweit bereits um
die 200.000 deutschen Schäferhunde im Kriegseinsatz. Alle geeigneten Hunde wurden überprüft (Schussprobe) und wenn tauglich für den Kriegsdienst eingezogen. Die Meisten starben dort oder wurden von
den Siegern mitgenommen. Nach Kriegsende waren so kaum noch gute Hunde vorhanden. Die Besonderheit liegt nun in der Teilung Deutschlands nach Kriegsende durch die Siegermächte.
Jeder Teil Deutschlands begann eine eigenständige Zucht aus den verbleibenden Restbeständen aufzubauen. Während im Westen weiterhin nach dem typischen Schönheitsideal (schwarz- gelb, abfallender
Rücken) gezüchtet wurde, waren im Osten vor allem dunkle Hunde mit den guten Diensthundeigenschaften gefragt. Daraus entwickelten sich in über 40 Jahren eigenständige Populationen der gleichen Rasse.
Die alten DDR- Linien stellen den ostblütigen Typ dar wie er sich unter der Spezialzuchtgemeinschaft (SZG) der DDR entwickelt hatte.
Nach der Wiedervereinigung Deutschlands übernahm der westliche Verband (SV) die Führung und hatte keinerlei Interesse den "Osthund" zu erhalten oder gezielt mit reinzuzüchten, eine Vereinigung kam
nicht in Frage. Das Ganze glich eher einer Übernahmen und schon bald waren in den neuen Bundesländern fast nur noch westliche Schäferhunde zu finden und es wurden sehr viele westdeutsche Deckrüden
eingesetzt. Viele Ost- Züchter haben nach der Wende aufgehört zu züchten, mischten West mit Ost zusammen oder stiegen ganz auf westdeutsche Linien um. Das machte sich bei den HD- Werten mit einer
deutlichen Verschlechterung bemerkbar. Außerdem wurde die Anzahl der "DDR Hunde" in kurzer Zeit stark reduziert, so das kaum noch eine ausreichende Zuchtbasis vorhanden war.
Inzwischen sind reinblütig ostdeutsch gezogene Schäferhunde recht selten geworden. Momentan sind diese qualitativ hochwertigen Hunde wieder begehrt. Viele Sportler und Züchter trauern ihren abgegebenen Hunden nach. Hunde aus Ostlinien
werden in der Hochzucht zur Verbesserung von Gebäude und Farbgebung sowie in der Leistungszucht wegen ihrer hohen Triebigkeit und der grauen
Farbe eingesetzt. Ein weiterer Vorteil ist die bessere Gesundheit. Der gerade gebliebene Rücken macht sich bemerkbar und auch die strenge Selektion zu DDR Zeiten auf Gesundheit.
In der Deutschen Demokratischen Republik wurde bei der Zucht von Deutschen Schäferhunden großer Wert auf das Zurückdrängen der HD gelegt. Die Schäferhundezucht war staatlich und die Selektion somit einheitlich im ganzen Land. Während 1968 noch mit Hunden mit mittlerer HD gezüchtet wurde, wurden ab 1972 nur Hunde mit im ungünstigsten Fall leichter HD zur Zucht eingesetzt. Ab 1978 wurde nur noch mit HD-freien Tieren gezüchtet. Diese Zuchtrestriktionen führten zu einem deutlichen Rückgang der HD. Statistiken der DDR-Zucht weisen für 1985, das Jahr mit der niedrigsten HD in der DDR-Zuchtgeschichte, 94,4 Prozent HD-freie Tiere aus.
Außerdem führten bereits 2 Mängel zum Zuchtausschluss, egal ob z.B. Gebäude- oder Zahnfehler. Sobald zwei Sachen nicht in Ordnung waren dürfte mit diesem Schäferhund nicht gezüchtet werden. Die
Nachzucht wurde ebenfalls streng kontrolliert und die Merkmale im Zuchtbuchamt festgehalten. Unabhängige Beurteilungen erfolgten über Nachzuchtbeurteiler, Zuchtrichter, Körmeister und Zuchtwart der
auch die Welpen abnahm.
Natürlich gab es als Folge weniger Zuchtlinien, dafür aber gesunde und wesesfeste Hunde mit kräftigen Knochen und starken Nerven.
Nach der Wiedervereinigung Deutschlands wurden die Zuchtlinien vereint, so dass heute kaum noch reine DDR-Linien vorhanden sind
Der wesentlichste Unterschied zwischen den Hunden aus DDR- Linie und westdeutscher
Schönheits- Zucht ist der Rückenverlauf. Hunde aus ostdeutscher Zucht haben einen normal geformten, geraden Rücken. Dadurch sind sie weniger krankheitsanfällig für Hüftgelenk- (HD) und Ellbogen-
Dysplasie (ED). Ostdeutsche Schäferhunde haben sich in den vier Jahrzehnten der Isolation zu kompakten Exemplaren mit kräftigen Knochen, breiten Köpfen und dunkler, meist der ursprünglichen grau
gewolkten Fellfarbe entwickelt. Zu DDR Zeiten ging es um die Zucht guter Gebrauchshunde mit wissenschaftlicher Selektion. Sie sind robuster wie wirkliche Arbeitshunde und es ist keine
Modeerscheinung. Natürlich wirken sie nicht so schön und elegant wie Hunde aus
westdeutscher Zucht.
Jeder Hund ist individuell und deswegen sind Verallgemeinerungen immer schwierig. Hunde aus DDR Linen sind aber im Allgemeinen weder überdreht noch schnell reizbar. Sie haben meist ein ausgeglichenes
Wesen mit viel Trieb. Die meisten "DDR'ler" habe ein starkes Selbstbewusstsein und schon als Welpen vor nichts Angst. Oft schauen sie sich in Ruhe alles interessiert an und gehen dann freundlich auf
Neues zu. Ost Schäferhunde sind im Haus ruhig, verschmust und
unauffällig. Draußen ist Action angesagt, sie toben und rennen gerne.
Diese Hunde eigenen sich besonders für den Hundesport, sind als Arbeitshunde gut zu gebrauchen und können als Wach-, Schutz- und Rettungshunde eingesetzt werden. Dabei sind "Ossis" etwas
anspruchsvoller in der Ausbildung als viele Westhunde. Das liegt zum einen daran, dass sie recht selbstständig sind und mitdenken. Zum anderen hinterfragen sie durchaus auch mal und wollen es dann
schon genau wissen. Sie sind zielstrebig und haben einen festen, eigenen Willen. Deswegen benötigen sie eine geradlinige Führung und durchgehende Konsequenz.
Osthunde sind alle recht spätreif und man muss Geduld mit ihnen haben. Nicht nur der Körper braucht seine Zeit, auch der Charakter formt sich erst spät endgültig aus. So kann auch die Machtfrage
deutlich später als normal gestellt werden und mancher Besitzer wundert sich, wo denn die Pubertät eigentlich geblieben ist. Wenn dann ein Rüde mit ca. 3 Jahren zu testen beginnt, ist natürlich auch
mehr Nachdruck dahinter als mit den üblichen etwa 1 1/2 Jahren.
Hunde aus DDR- Linie sind aber auch sehr angenehme Familienhunde. Sie brauchen die Nähe zu ihren Menschen und möchten überall mit dabei sein. Es sind wesensstarke, schöne und gesunde Hunde mit viel
Ausstrahlung.
Charakter | Eigenschaften |
selbstbewusst, teils dominant, nervenstark, wesensfest | robust, unempfindlich, hart |
starker Charakter, fester Wille | spätreif, viel Ausstrahlung |
denken mit, hinterfragen, etwas selbständig | gesund, ausdauernd, kraftvoll |
Spiel- und Beutetrieb deutlich ausgeprägt, starker Arbeitswillen | |
Verteidigungstrieb, Wehrbereitschaft, wachsam | Farben |
teilweise Fremden gegenüber Misstrauen | kräftiges Pigment, dunklere Farben |
verschmust und anhänglich in seiner Familie | meist dunkel- grau, gelegentlich schwarz, schwarz- braun am seltensten |
leichtes und schnelles lernen, wissbegierig | |
drinnen ruhig, draußen temperamentvoll | Verwendung |
ausgeglichen | Diensthund (Polizei und Militär) |
Körperbau | Hundesport (Schutzdienst, Fährte, Turnierhundesport usw.) |
gerader Rücken, breiter Kopf | Wach-, Schutz- und Rettungshunde |
stämmig, große Knochenkraft, tief und breit gebaut | Familienhund |